Ausgleich der Fehlhaltung
FASZIEN: ORGAN DER INTEROZEPTION UND EMOTION
Der Begriff “Faszie“ beschreibt eine Form von Bindegewebe, die den ganzen Körper durchzieht wie ein Ganzkörpernetzwerk. Sie hat einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Im Vergleich zur Ausstattung des Muskelgewebes besitzt das Fasziennetz sogar sechsmal mehr sensible Nervenendungen als die Skelettmuskulatur. Beim Singen breiten die Faszien die Schwingung über den gesamten Körper aus. Hier geht es also um die Schnittstelle zwischen Struktur, Emotion und Psyche. Zudem ist seit einigen Jahren mehr über die komplexe Verbindung zwischen Faszien und dem vegetativen Nervensystem bekannt. Psychische Belastungen wie Stress und Angst verändern die Architektur der Gewebe mit negativen Folgen für den Faszientonus. Diese Fehlspannungen lösen häufig eine Entzündungskaskade in den betroffenen Strukturen aus, die mit weiteren Schäden für die Gleitfähigkeit und Funktionalität einhergehen. Durch längere und einseitige Belastungen von Muskeln und Sehnen leiden viele Berufsmusiker unter Schulter-Arm- Syndrom oder Dystonie der myofaszialen Linie. Die Behandlung mit herkömmlichen Methoden bleibt daher oft ohne Erfolg. Wie kann man solchen Schaden früh genug erkennen und durch gezielte Übung berichtigen? Dafür braucht man eine Achtsamkeit und Innenwahrnehmung.
Interozeption und Achtsamkeit
Interozeption (Innenwahrnehmung) ist ein Oberbegriff der Wahrnehmung, die sich nicht auf die Außenwelt bezieht, sondern eine von innen, aus dem eigenen Körperraum gespürte Wahrnehmung. Alle Achtsamkeitsübungen beruhen auf der Fähigkeit der Interozeption, die feinen Signale des eigenen Körpers zu spüren. Bei myofaszialen Schmerzzuständen oder somatoformen Störungen spielt die Interozeption eine bedeutende Rolle. Hochspannend ist, was die Faszienforschung diesbezüglich aktuell beiträgt; Die Interozeption wird massgeblich über faszialen Rezeptoren im kollagenen Netzwerk gesteuert. Um rechtzeitig myofaszialen Schmerzzuständen oder die somatischen Störungen
wie Schulter-Arm- Syndrom zu vermeiden, sollte man früh genug die Interozeption entwickeln.
die Verfeinerung der interozeptiven Wahrnehmung als Prävention
Anders als Sport oder Fitnesstraining legt Yogapraxis großen Wert auf die differenzierten Wahrnehmungen der interozeptiven, subjektiven Empfindungen wie die Wärme, Durchblutung, tiefe Entspannung und innerer Ruhe, ein inneres „Ankommen“ bei sich selbst. Wenn der
Körper sich entspannt mit tiefer Atmung, können die Faszien sich besser dehnen und strecken. Somit beeinflussen die Zellen die Spannung
der Faszien. Eine langsame, tiefe Atmung in einer Haltung gibt dem Gewebe die Möglichkeit, sich sanft zu entspannen und zu entfalten.
So gewinnen die Faszien Elastisität und Kraft. Diese präventive Maßnahme lässt die berufsbedingten Fehlhaltungen früh genug
erkennen und korriegieren.